Weltgästeführertag 2024: Koblenz-Ehrenbreitstein „Straßen, Gassen, Brücken, Plätze“

Weltgästeführertag 2024: 10.03.2024 um 14 Uhr

Der diesjährige Weltgästeführertag fand am 10. März unter dem Motto „Straßen, Gassen, Brücken, Plätze“ im Stadtteil Ehrenbreitstein statt. 250 Besucher versammelten sich an der Römerbrücke bei trockenem und nicht zu kaltem Wetter.

Weltgästeführertag 2024: Koblenz Ehrenbreitstein
© Bild: Wiebke Herrmann

Der Vereinsvorsitzende Erich Engelke begrüßte die Gäste und erläuterte, dass aufgrund des diesjährigen Mottos die Entscheidung getroffen wurde, den Weltgästeführertag in Ehrenbreitstein durchzuführen.

Er führte aus, dass die Führung auch dieses Jahr kostenlos sei, und bat um Spenden zugunsten des Schwimmprojekts der Caritas.

Sabine Brunke, Ehrenamtskoordinatorin des Caritas-Verbands und Frau Hannah Dröge de Carrizo vom ausführenden Verein „La Ola Sportclub Koblenz e.V.“ stellten das Projekt vor. Der Verein ist vor allem an Grundschulen aktiv und bietet Schwimmkurse für Kinder an. Viele Kinder, insbesondere von Migranten, können häufig nicht schwimmen. Der Verein bietet auch spezielle Kurse für Frauen an.

Frau Dröge de Carrizo schloss mit den Worten ‚“Immer den Kopf unter Wasser, dann seid ihr sicher“.

Weltgästeführertag 2024: Station 1 Rhein, an der Römerbrücke
  1. Station 1: Rhein, an der „Römerbrücke“

Michaela Rauch-Krist als Mosella und Bernd Dötsch als Rhenus berichteten „beim Angeln“ unterhaltsam über die verschiedenen Brücken. Die Römersandale am Angelhacken wies auf die römische Rheinüberquerung hin. Anschaulich mit Unterstützung von teilnehmenden Gästen, wurde die fliegende Brücke und die Schiffsbrücke erklärt. Nach der Pickehaube am Haken fischte Rhenus ein Blech aus dem Rhein, welches zu bedenken gab, ob es sich um ein tragendes Teil der jetzigen Baustellenbrücke handeln könnte. Die Kostümeinlage endete für die Mitmachenden mit einem „Küsschen“ von Mosella, ebenso für den rauhbeinigen Rhenus.

Weltgästeführertag 2024: Station 2: Kurfürstliches Ehrenbreitstein
© Bild: Wiebke Heitmann
  1. Station 2: Kurfürstliches Ehrenbreitstein

Manuela Sauer berichtete hier über die Historie und die bauliche Entwicklung der Festung Ehrenbreitstein, der Phillipsburg am Fuße der Festung, sowie dem Dikasterialgebäude und vorgelagertem Hafen – von der kurfürstlichen Entstehung und der Entwicklung während der Preußenzeit bis zur heutigen Situation.

Weltgästeführertag 2024: Station 3: Dähler Born
@Bild: Wiebke Heitmann
  1. Station 3: Dähler Born

Jürgen Frensch berichtete unterhaltsam, wie die Niederberger zum Spitznamen „Sonnensteiber“ kamen. Sie sollen versucht haben mit Steiben (Stangen) die Sonne über den Weinbergen anzuhalten um reifere Trauben ernten zu können. Er führte aus, dass es bei den Ehrenbreitsteinern nicht zum Wein, sondern nur zum Wasser gereicht hat.

Der Brunnenmeister des Dähler Borns Herr Schafheutle berichtete über die bauliche Entwicklung des Brunnenhauses und lud zur Besichtigung und Verköstigung ein.

Weltgästeführertag 2024: Station 4: Heribertturm
@Bild: Manfred Böckling
  1. Station 4 : Heribertturm / Heilig-Kreuz-Kirche

Einen Ritt durch die Kirchengeschichte macht Kalle Grundmann am Platz vor der Heilig-Kreuz-Kirche. Vor und tausend Jahren schenkt der Ritter Ehrenbrecht dem Heribertskloster in Köln-Deutz Besitzungen im „Dahl“. Eine kleine Heribertskapelle wird gebaut. Daraus entwickelt sich eine stattliche Klosterkirche, die in der großen Zerstörung von Ehrenbreitstein von 1636 untergeht. Nur der Heribertturm, der bis heute dort steht, erinnert noch daran. An die Stelle des alten Klosters wird von 1704-07 durch Kurfürst Hugo von Orsbeck die erste Pfarrkirche von Ehrenbreitstein erbaut, eine Heilig-Kreuz- Kirche. In der Silvesternacht 1944 wird auch die ein Raub der Flammen. Von 1964-67 wird wieder neu gebaut, die zeltförmige neue Heilig-Kreuz-Kirche des Koblenzer Architekten Martin Ufer. Sie steht noch dort, aber sie wird nicht mehr gebraucht. 2017 wird sie profaniert (außer Dienst gestellt). Die Kapuzinerkirche am Kapuzinerplatz ist jetzt die Pfarrkirche. Die Katholiken werden auch in Ehrenbreitstein immer weniger und mehr als eine Kirche im Ort können sie sich nicht mehr leisten. Neuer Besitzer der Heilig-Kreuz-Kirche ist jetzt ein Architekturbüro, das sich auf den Umbau von denkmalgeschützten Gebäuden (auch Kirchen) spezialisiert hat. Es bleibt abzuwarten, was daraus wird. Gut, dass es wenigstens den Heribertturm noch gibt, auch wenn wohl nur wenige wissen, warum der so heißt.

Weltgästeführertag 2024: Station 5: Bückerplatz
©Bild: Manfred Böckling
  1. Station 5: Bückerplatz

Brigitte Dürr berichtete über den 1895 in Ehrenbreitstein geborenen Carl Clemens Bücker, der zu seiner Zeit ein herausragender Flugzeugkonstrukteur und –Pionier war. Nach seinem Militärdienst bei der Marine absolvierte er eine Ausbildung zum Marinepiloten. Er schied nach dem 1. WK aus der Marine aus, arbeitete kurze Zeit bei Heinkel um dann in Schweden die Svenska Aero AG zu gründen. Nach Verkauf der Firma 1932 gründete er die Bücker Flugzeugwerke in Rangsdorf, wo mehrere weltweit erfolgreiche Flugzeugtypen konstruiert und in Serie gebaut wurden. Besonders hervorgehoben wurde, dass bei Bücker etliche Pilotinnen arbeiteten, die die Flugzeuge einflogen, vorführten und bis nach Südafrika und Südamerika überführten. Während des des 2. Weltkrieges wurde aus dem Sportflugplatz in Rangsdorf ein Fliegerhorst der Luftwaffe und der Wehrmacht. In der Fabrik wurden mit Hilfe von Zwangsarbeitern Rüstungsgüter produziert. Am Ende des Krieges erfolgte die Beschlagnahmung und Enteignung durch die sowjetischen Besatzer. Danach gelang es Bücker die Auslandsvertretung in Deutschland für Saab zu erhalten. Er starb 1976 und wurde auf eigenen Wunsch auf dem Hauptfriedhof beigesetzt.

Weltgästeführertag 2024: Station 5a: Humboldstrasse/Teichert/Helfensteinstrasse
©Bild: Manfred Böckling

Erich Engelke ging im Anschluss auf die Bedeutung der kleinen Gassen in der Altstadt von Ehrenbreitstein ein und deren Umbenennung in preußischer Zeit.

Humboldtstraße

Angelegt 1701, verband sie die Hofstraße mit der im gleichen Jahr vollendeten Heilig-Kreuz-Kirche. Von der Residenz oder der Schiffbrücke kommend bildete sie ein wichtiges Teilstück des Wegs zur neuen Kirche. An der Ecke zur heutigen Helfensteinstraße lag der alte Ehrenbreitsteiner Friedhof, der 1701 geschlossen werden musste und später mit den dort noch heute stehenden Häusern überbaut wurde. Die Umbenennung in „Humboldtstraße“ geschah nach der erfolgten Eingemeindung nach Koblenz.

Teichert

Sie ist eine der ältesten Straßen Ehrenbreitsteins. Bereits im Mittelalter bildete sie mit den heutigen Straßen „Emser Straße“, Helfensteinstraße und „Obertal“ eine wichtige Fernhandelsroute. Die von Lahnstein über Horchheim, Pfaffendorf in den Westerwald führte. Der Name „Im Teichert“ ist jünger und leitet sich ab von dem Hochwasserdeich den der letzte Trierer Kurfürst Clemens Wenzeslaus anlegen ließ um die Residenzstadt vor dem jährlichen Hochwasser des Rheins zu schützen. Hinter dem Deich gelegen wurde durch Lautverschiebung von „D“ zu „T“ aus „Deichweg“ der heutige Name „Im Teichert“.

Helfensteinstraße

Ursprünglicher Name war „Frankfurter Chaussee“. Die Bezeichnung „Chaussee“ bezeichnet eine außerhalb geschlossener Ortschaften liegende Wegeverbindung. Der Name bezeugt die Zeit vor der Stadtwerdung als sie am Rande der wesentlich kleineren Ortschaft entlangführte. Erste Umbenennung in „Obertal“, das genaue Datum ist nicht bekannt. Heute trägt nur der Nordöstliche Teil noch diesen Namen. Nach der Eingemeindung von Ehrenbreitstein erhielt dieser Teil den heutigen Namen „Helfensteinstraße“. Der Helfenstein ist die Bezeichnung für den dem Ehrenbreitstein südlich vorgelagerten Felssporn. Auf diesem lies Erzbischof Hillin eine Burg errichten, die er einer ministerialen Familie übertrug, die sich fortan nach dieser Burg benannte.

Weltgästeführertag 2024: Station 6: Mutter-Beethoven-Haus
© Bild: Manfred Böckling
  1. Station 6 : Mutter-Beethoven-Haus

Zum Abschluss des Weltgästeführertages 2024 schlüpfte Gästeführerin Marlis Weiß mit ihrer szenischen Kostüm-Lesung:

„Ludwig-van-Beethovens Großmutter plaudert aus dem Nähkästchen“ in die Rolle der Anna-Klara Keverich, der Großmutter des Meisters, die ihr Wolkenkissen verlassen durfte, um über die hiesigen, unbekannten familiären Wurzeln des Meisters zu erzählen. Wer waren die Keverichs? Was ist damals alles im Leben dieser Familie geschehen? Was mag dazu geführt haben, dass ihre Tochter nach Bonn zog? Warum ist ihre Koblenzer und Ehrenbreitsteiner Heimat in Vergessenheit geraten oder wurde verschwiegen?

Es ging bei dieser Darstellung um die Ehre der Familie Keverich.

Bei sonnigen und nicht zu kaltem Wetter schloss der Vereinsvorsitzende Erich Engelke die Führung mit dem Dank an alle Anwesenden für das große Interesse und die getätigten Spenden.

Die Zählung der Spenden ergab die erfreuliche Summe von 716,20 €,